Cechov Ensemble

Anton Cechovs Dramatik ist einzigartig. Seinen Stil kann man durchaus in Analogie zur Malerei der Impressionisten sehen. Vor hundert Jahren war das Neue an dieser Dramatik vor allem, dass seine Figuren Menschen sind, welche häufig ohne konkret erkennbare Motive handeln. Cechov war ein Meister in der Organisation einer Welt der „zufälligen“ Dinge. Seine Dramatik macht das perfekte Chaos, das sich Leben nennt, sichtbar.

Auf der philosophischen Ebene können seine Stücke mit einer weißen Wand verglichen werden. Sie veranlassen die Künstler und die Zuschauer, die angebotenen Fragmente zu organisieren. Jede Generation zieht so aus Cechov ihr eigenes Wissen. Seit dem Sommer 1997 bis zum März 2001 arbeitete Markus Herlyn kontinuierlich mit einer Gruppe von 12 jungen SchauspielerInnen. Die Ausbildungsgruppe formierte sich zu dem Cechov Ensemble, dessen Produktionen sich vor allem auf die Werke Anton Cechovs und Frank Wedekinds bezogen.

Gegenstand der Theaterproduktion „Play Cechov“ waren zunächst die Liebesszenen aus allen Dramen Anton Cechovs. In späteren Arbeitsphasen standen Szenen aus den Dramen „Die Möwe“ und „Drei Schwestern“, die entweder philosophische Fragestellungen oder Themen wie „Theater“ und „Kunst“ behandelten, im Vordergrund des künstlerischen Produktionsprozesses.

Mit „Atem und Asche“ präsentierte das Cechov Ensemble 2001 den fünften und letzten großen Produktionsschritt zum dramatischen Werk Anton Cechovs. „Atem und Asche“ fokussierte allein Szenen aus der „Möwe“ und die thematisch im Zentrum der Komödie stehende Frage nach der Notwendigkeit einer permanenten Erneuerung in der Theaterkunst. „Atem und Asche“ zeigte eine ganz eigene, leichte Theatersprache, die das Resultat eines intensiven und fast vierjährigen künstlerischen Prozesses darstellte.

Produktionen zum dramatischen Werk Anton Cechovs:

  • „Play Cechov“ – 1. Version 1997
  • „Auf der Großen Straße“ 1998
  • „Play Cechov Liebesszenen“ – 2. Version 1998
  • „Play Cechov. Studie zu Anton Cechov“ – 3. Version 2000
  • „Atem und Asche. Cechov-Laboratorium“ – 4. Version 2001
  • Auch aus den zahlreichen Dramen Frank Wedekinds, des deutschen Skandalautors der Jahrhundertwende, konnte das Cechov Ensemble ein umfangreiches Forschungsmaterial gewinnen.

    „Frühlings Erwachen“ interessierte vor allem, weil Frank Wedekind Prozesse von jungen Menschen beschreibt, die Erkenntnisse über den Sinn des Lebens erlangen wollen. Sie scheitern mit ihrem Wunsch, am Fluss des Lebens teilzunehmen, zumeist schon am Beginn, weil sie eine „vergessene Generation“ sind.

    Die Themen der „Lulu“-Dramen waren ebenso inspirierend. Eine Frau ohne Herkunft entwickelt sich von einer Projektionsfläche für männliche erotische Phantasien zu einer innerlich freien Frau, die nach ihren Gefühlen lebt. Durch den tragischen Mord an ihrem Ehemann gerät ihr Leben aus dem Gleis. Die „Lulu“-Dramen sind ein spannender „Theaterkrimi“. Zugleich werden Fragestellungen von Identitätsfindung und „Was ist Realität und was ist Illusion“ verhandelt.

    Produktionen zum dramatischen Werk Frank Wedekinds:

    • „Durch die Mitte ab“ – Frank Wedekind Projekt 1999
    • „Das Erdgeist Gedächtnis“ – Frank Wedekind Projekt 2000